Ein Blick (auf) hinter die Fassade – Thermografie richtig eingesetzt.

 

Ob ein Gebäude gepflegt ist, erkennt man meistens auf den ersten Blick. Mängel oder Schäden an der Gebäudehülle werden mit bloßem Auge jedoch leicht übersehen. Vor allem Wärmebrücken oder Feuchteschäden bleiben meist unentdeckt. Die Folgen: hohe Energieverluste bis hin zu Schäden an der Bausubstanz. Abhilfe schafft die moderne Gebäudethermografie: die korrekt ausgeführte thermografische Untersuchung liefert eine zuverlässige und berührungsfreie Methode den Ist-Zustand von Gebäuden darzustellen. Sie erkennen Schäden an der äußeren und inneren Gebäudehülle frühzeitig und sparen Geld. Grund genug einen genauen Blick (auf) hinter die Fassade zu werfen. Doch einiges muss beachtet werden, damit die thermografische Untersuchung zum Erfolg wird.

 

Grundvoraussetzungen für eine thermografische Untersuchung.

Für den Erfolg einer thermografischen Untersuchung gilt es zunächst zwei grundsätzliche Dinge zu beachten: Die zeitliche Ausrichtung und das richtige Messinstrument. Der richtige Zeitpunkt für die thermografische Untersuchung an Gebäuden ist die jährliche Heizperiode beginnend im Herbst. Der Grund hierfür ist simpel: Zur eindeutigen Erkennung von ungewünschten Wärmeflüssen bzw. Temperaturauffälligkeiten an Gebäuden wird ein bestimmter Temperaturunterschied zwischen Außen- und Innentemperatur benötigt. Erst bei einem Temperaturunterschied von mindestens 10 Kelvin können eindeutige Aussagen zum energetischen Ist-Zustand des Gebäudes getroffen werden. Nicht zu unterschätzen ist auch die Auswahl der geeigneten Wärmebildkamera. Um den Ist-Zustand des Gebäudes eindeutig bewerten zu können, ist ein Kamerasystem mit ausreichender Infrarotauflösung und einer geringen thermischen Empfindlichkeit zwingend erforderlich. Nur so kann sichergestellt werden, dass auch kleinste Temperaturauffälligkeiten nicht übersehen werden.

 

Am Anfang steht die äußere Gebäudehülle.

 

Ausgangspunkt für die thermografische Untersuchung bildet die äußere Gebäudehülle. Hier wird zunächst einmal die gesamte Gebäudehülle ganzheitlich abgescannt. Auf diese Weise erhält man einen ersten Überblick über den Zustand des Gebäudes. Temperaturauffälligkeiten, Wärmebrücken, altersbedingte Schäden an der Dämmung und deren Verteilung über die Gebäudehülle hinweg sind auf einen Blick erkennbar.

Beim Thermografieren im Außenbereich sollten allerdings einige externe Einflussfaktoren berücksichtigt werden. Beispielsweise beeinflussen kalte Himmelstrahlung, Wind oder Regen die Aussagekraft von Wärmebildern. Bei Messungen von außen sollte deshalb auf stabile Witterungsbedingungen geachtet werden. Besondere Sorgfalt gilt auch der Sonneneinstrahlung: Bei Außenaufnahmen ist es ratsam, die thermografische Untersuchung einige Zeit vor Sonnenaufgang bzw. nach Sonnenuntergang durchzuführen.

Kalte Himmelstrahlung verzerrt die Messung an Dächern und z.T. Fenstern, da die Strahlung dort besonders reflektiert wird. Das Ergebnis: diese Stellen werden fälschlicherweise als kalt dargestellt bzw. gemessen. Hier sollte darauf geachtet werden, dass die Untersuchung vom Gebäude-Inneren durchgeführt wird.

Auch bei hinterlüfteten Fassaden sollte die Messung vom Gebäude-Inneren stattfinden. Wobei Schwachstellen an Heizkörper-Nischen wiederrum hauptsächlich von außen ersichtlich werden.

 

Die Innenthermografie liefert die wichtigen Details.

 

Für eine detaillierte Untersuchung und Bewertung von Gebäuden ist zusätzlich zur Betrachtung der äußeren Gebäudehülle eine Innenthermografie zwingend erforderlich. Die thermografische Untersuchung von innen lokalisiert Schwachstellen, welche von außen manchmal nicht ersichtlich sind.

Im Gegensatz zu der thermografischen Untersuchung der äußeren Gebäudehülle gibt es im Gebäudeinneren fast keine klimatischen Faktoren, die die Oberflächentemperatur und dadurch die thermografische Messung beeinflussen. Um Schwachstellen noch besser zu erkennen, kann die Innenthermografie in Verbindung mit einem Unterdruck im Gebäude (Blower-Door-Test) verbunden werden. Durch den Unterdruck wird der Wärmeabfluss bzw. das Eindringen der kalten Luft verstärkt. So sind Schwachstellen und Wärmebrücken mit der Wärmebildkamera noch besser zu erkennen.